Susanne Seehofer ist zwar die Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, aber sie hat eine andere politische Meinung und ihren eigenen Stil.
Stimmliche Probleme bei Susanne Seehofer im Wahlkampfendspurt und andere gesundheitliche Probleme beim Interviewenden haben dazu geführt, dass das Sonntagsinterview diesmal nicht telefonisch, vielmehr schriftlich geführt wurde.
Susanne Seehofer kandidiert für die FDP für den Bayerischen Landtag (in Ingolstadt wählbar mit der Zweitstimme auf Platz 8 der FDP-Liste), also nicht für die CSU, die Partei Ihres Vaters Horst Seehofer. Schon das verdeutlicht, dass sie nicht als Seehofer-Tochter wahrgenommen werden will, sondern als eigenständige Persönlichkeit. In diesem Interview geht es aber nicht um Politik, sondern um die private Seite der Ingolstädterin.
Dem Interview liegen die üblichen Telefon-Fragen zugrunde.
Susanne Seehofer ist 32 Jahre alt, verheiratet und arbeitet als Referentin für Nachhaltigkeit bei einem bayerischen Automobilkonzern.
Was treibt Sie an?
Ich bin eine junge Mutter. Ich will, dass diese Welt auch für meine Tochter noch lebenswert ist und dass sie genauso gut aufwachsen kann wie ich.
Ihr aktuelles Projekt?
Ich kämpfe dafür, dass die FDP in Bayern mehr als 5 Prozent der Wählerstimmen erringt und wieder in den Landtag einziehen kann.
Persönliches:
Was haben Sie heute als Erstes gemacht?
Ich bin aufgestanden und wollte meine Tochter wecken. Sie war schon wach.
Was steht bei Ihnen immer im Kühlschrank?
Joghurt. Bier. Leberkäs.
Welchem Genussmittel sind Sie zugetan?
Kaffee. Und Schokolade.
Wofür geben Sie unnötig viel Geld aus?
Speiseeis.
Worauf sind Sie am stolzesten?
Derzeit: dass wir als Familie diesen Wahlkampf mit vereinten Kräften gemeinsam wuppen, obwohl mein Mann ebenfalls viel arbeitet. Ohne die Hilfe meiner Eltern würde es nicht gehen. Alle packen mit an.
Was war Ihre größte Niederlage?
Immer diese Superlative! Am besten, am größten, am schlimmsten… wer lebt denn so? Es gibt Schicksalsschläge, die einen ein Leben lang nicht mehr loslassen. So einen habe ich noch nicht erlebt.
Ein Moment, der Ihr Leben verändert hat?
Mein Eintritt in die FDP.
Welches Problem, das Sie früher hatten, haben Sie heute nicht mehr?
Ich bin sicher selbstbewusster geworden in den vergangenen zehn Jahren. Wenn man jung ist, verschwendet man viel Zeit damit, darüber nachzudenken, was andere Leute über einen denken könnten. Das habe ich mir abgewöhnt. Fast.
Wenn Sie viel Zeit hätten: Was würden Sie anpacken?
Ich habe in diesem Jahr eine Landtagskandidatur angepackt. Da bleibt wenig Zeit übrig – außer für die Familie. Was ich als nächstes anpacke, überlege ich dann mal, wenn ich wieder mehr Zeit habe…
Zwischenmenschliches:
Wem haben Sie zuletzt ein Kompliment gemacht? Wofür?
Meiner Tochter. Sie hat ihre Jacke freiwillig angezogen.
Neulich selbst ein Kompliment bekommen? Wofür?
Ja, gestern Abend sagte mir eine Wählerin nach einer Veranstaltung, mein Outfit stehe mir überhaupt nicht, ich solle mal in den Spiegel schauen. (lacht) Es gibt Momente im Politikerleben, mit denen man nicht in den kühnsten Träumen rechnet. Ich hab’ mich aber herzlich bedankt.
Ihre fünf Traumgäste für ein Abendessen, zwei mindestens aus Ingolstadt?
Aus Ingolstadt Bruder Martin und Altoberbürgermeister Peter Schnell, mit denen ich gerne über soziales Engagement sprechen würde und über politische Chuzpe. Von Wimbledon-Champion Markéta Vondroušová würde ich gerne lernen, wie man sich als Underdog an die Spitze kämpft. Taylor Swift macht einfach großartige Musik, und Gerhard Polt atmet den Geist Bayerns.
Ein Blick nach vorn:
Ein neuer Ort, den Sie in den nächsten zwölf Monaten erstmals aufsuchen wollen?
Im Wahlkampf bin ich viel in Bayern rumgekommen, auch meine alte Heimat Ingolstadt habe ich neu entdeckt. Wir wollen bald ein paar Tage ausspannen in der Nähe von Reit im Winkl.
Was ist Ihr Lieblingsmuseum und wann werden Sie es wieder besuchen und warum?
Ich habe bislang kein Lieblingsmuseum. Spannend finde ich zum Beispiel das Buchheim Museum am Starnberger See. Noch bis 5. November kann man dort Gemälde von Otto Waalkes besichtigen. Die würde ich gerne sehen.
Welches Buch wollen Sie demnächst lesen?
“Die Spiele des Jahrhunderts” von Roman Deininger – über Olympia 1972 in München und die Aufbruchstimmung damals, die wir heute so dringend wieder brauchen.
Auf welche Fernsehsendung (Streaming eingeschlossen) freuen Sie sich?
Im Wahlkampf verbringt man so viel Zeit vor und hinter Bildschirmen… Ich schaue kaum mehr. Haben Sie einen Tipp?
Die gemeine Schlussfrage:
Werden Sie als MdL in der Opposition die CSU auch für Entscheidungen kritisieren, die in der Amtszeit Ihres Vaters getroffen wurden? Z.B. Verkauf von Sozialwohnungen.
Ob ich nun dem neuen Landtag angehöre oder nicht: die CSU und auch andere Parteien werde ich immer für alles kritisieren, was an ihnen und ihren Entscheidungen kritikwürdig ist. Vergangene Entscheidungen spielen dabei aber eine deutlich kleinere Rolle als künftige.