Was war: Die Spanische Grippe – damals auch in Ingolstadt

Die Corona-Pandemie ist nicht so außergewöhnlich, wie man glauben möchte. Die “Spanische Grippe” wütete von 1918 bis 1920 und brachte weltweit 25 Millionen Menschen den Tod. Auch Ingolstadt war betroffen.

In den Jahren 1918/1919 breitete sich – ausgehend von den USA – die sogenannte „Spanische Grippe” weltweit aus. Ihr sollen zwischen 1918 und 1920 mindestens 25 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein. Nach einer neueren Studie aus dem Jahre 2002 sollen es sogar knapp 50 Millionen gewesen sein.

Die Krankheit trat erstmals im März 1918 in einem Heerlager in der Mitte der USA, in Kansas, auf. Dort waren etwa 56.000 Soldaten untergebracht. Die ersten meldeten sich am 4. März 1918 krank. Einige Kranke starben gleich am ersten oder zweiten Tag. Bei der Mehrzahl der Fälle verlief der Krankheitsverlauf allerdings anders: Es dauerte mehrere Tage, bis die Viren den Organismus so weit geschädigt hatten, dass Bakterien (zumeist bösartige Streptokokken) sich hinzugesellten und zum Tod führten. Zur Grippe kam oft eine Lungenentzündung, so dass zumeist „Pneumonie” als Todesursache angegeben wurde.

Zu diesem Zeitpunkt traten die Vereinigte Staaten gerade in den ersten Weltkrieg ein. Im Frühjahr 1918 wurde mehr als eine Million amerikanischer Soldaten nach West-Europa gebracht. Mit ihnen kam die Grippe. In Frankreich erkrankten die ersten französischen Soldaten bereits am 10. April 1918 an der Krankheit. Zur gleichen Zeit gab es schon Grippefälle in Italien und Spanien.

Spanien war nicht am Krieg beteiligt und die Presse wurde daher nicht so sehr zensiert. Daher wurde insbesondere in Spanien über die Grippe berichtet. Dies führte wohl dazu, dass sie als “Spanische Grippe” in die Geschichte einging.

Bald erfasste die Grippewelle auch die deutschen Soldaten an der Westfront und von dort aus verbreitete sie sich im gesamten damaligen Deutschen Reich. Die ersten Berichte erschienen am 29. Mai 1918 in deutschen Zeitungen. Am 2. Juli 1918 berichtete der “Rosenheimer Anzeiger” von der Epidemie und überfüllten Krankenhäusern. Ein gehäuftes Auftreten der Krankheit wurde damals aus Landshut, Regensburg, Passau Nürnberg-Fürth und Ingolstadt gemeldet.

Bei den deutschen Streitkräften erreichte die Grippewelle ihren Höhepunkt im Juni und Juli 1918. Schätzungen zufolge sollen an die 24.000 deutsche Soldaten an der Grippe gestorben sein. Auch die Zivilbevölkerung wurde in Mitleidenschaft gezogen. Allein in München wurden 20.000 Erkrankungen geschätzt. Statistiken gehen davon aus, dass in Bayern mindestens 25.000 Einwohner an der Grippe starben, davon in München 3000.

In Spanien, wo die Presse umfassend berichten konnte, meldeten die Zeitungen Ende Mai 1918, dass im Lande 8 Millionen Menschen infiziert sein. In Madrid erkrankte jeder Dritte. Schon damals mussten Büros und Geschäfte geschlossen werden. Straßenbahnen fuhren nicht mehr.

Die Spanische Grippe trat weltweit in drei Wellen auf: im Frühjahr 1918, im Herbst 1918 und in manchen Teilen der Welt noch einmal 1919. Zu Zeiten der “Herbstwelle” schätzten preußische und Schweizer Gesundheitsbehörden, dass zwei von drei Bürgern erkrankt waren. Menschen, die es bei der ersten Welle erwischt und die überlebt hatten, wurden offenbar bei der zweiten und dritten Welle verschont, waren wohl in gewissem Umfang immun. Man geht davon aus, dass etwa 2,5 % der Erkrankten an der Grippe starben.

Quellen:

https://www.ovb-online.de/weltspiegel/bayern/spanische-grippe-unsichtbare-feind-9688578.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe

Foto: Militär-Notfallkrankenhaus während der Spanischen Grippe in Kansas, 1918 oder 1919; Bild Wikipedia