In konstruktiver Zusammenarbeit mit dem bisherigen Amtsinhaber Christian Lösel hat sein Nachfolger Christian Scharpf die Struktur des künftigen OB-Büros vom Finanz- und Personalausschuss beschließen lassen. Scharpfs neues Team ist bereits soweit aufgestellt, dass schon ab 1. Mai losgelegt werden kann. Im Interview erläutert das neue Stadtoberhaupt Einzelheiten.
Der künftige Oberbürgermeister Christian Scharpf beantwortete im Wege eines schriftlichen Interviews unsere Fragen:
Herr Scharpf, der Finanz- und Personalausschuss hat die von Ihnen gewünschte Struktur des Büros des Oberbürgermeisters gebilligt. Spiegelt die dabei erkennbar gewordene große Mehrheit bereits das neue Vertrauensverhältnis und die Zusammenarbeit zwischen den Parteien im Stadtrat wider?
Christian Scharpf: Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die überwältigende Mehrheit im Stadtrat mir einen guten Einstieg als Oberbürgermeister ermöglicht hat. Mein künftiger Amtsvorgänger Dr. Lösel hat bereits den Grundstein dafür gelegt, als er die von mir entworfene Struktur als Beschlussvorlage unterschrieben und in den Stadtrat eingebracht hat. Freilich hätte ich dies auch bei der konstituierenden Sitzung am 4. Mai als OB selber tun können, aber es hat schon Symbolkraft, wenn der neue OB mit neuem Team bereits ab dem ersten Tag am 1. Mai mit seiner Mannschaft loslegen kann. Die zahlreichen Videokonferenzen der letzten drei Wochen mit den Parteien im Stadtrat haben mich sehr zuversichtlich gestimmt. Der Wille, alte Gräben zuzuschütten, aufeinander zuzugehen und offen miteinander umzugehen ist Partei übergreifend deutlich erkennbar. Uns allen ist klar, dass es um die Zukunft der Stadt und um das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger geht. Das werden wir uns in den kommenden Jahren immer wieder vor Augen halten müssen, wenn – was ganz normal ist – die Wogen im Eifer des Gefechts einmal überschäumen sollten. Vieles hängt davon ab, wie die neue Stadtspitze moderieren und vor allem integrieren kann. Politisch unterschiedliche Auffassungen wird es etliche geben. Entscheidend ist, dass andere Auffassungen anerkannt und respektiert werden, der jeweils anderen Seite nicht der gute Wille abgesprochen wird, und andererseits aber auch demokratische Mehrheitsentscheidungen von allen akzeptiert werden.
Als künftige Mitarbeiter Ihres Büros sind Martin Schwarzott, Andreas Utz, Wolfgang Huber und Florian Genser bekannt. Schwarzott und Utz gehören nicht der SPD an, stehen Ihnen aber politisch nahe. Genser ist Mitglied bei den Grünen. Spielte die politische Orientierung eine entscheidende Rolle und welche Gründe gab es noch, die genannten Personen zu berufen?
Zwei Dinge sind ganz entscheidend: Einmal die Qualifikation und zum zweiten muss die „Chemie“ stimmen. Beides ist bei allen vier neuen Mitarbeitern gegeben. Grundsätzlich werden alle vier persönlichen Mitarbeiter ihre Tätigkeitsfelder eigenverantwortlich bearbeiten und mir zuarbeiten.
Wolfgang Huber (Büroleitung) war bislang Jurist im Rechtsamt. Er kennt die Verwaltung, die Strukturen und Personen im Rathaus. Freilich wird er keine Rechtssachen bearbeiten, sondern wie alle anderen bestimmte Politikbereiche übernehmen. Gleichwohl ist mir juristische Expertise auch in einem OB-Büro wichtig.
Martin Schwarzott war bereits in meinem erfolgreichen Wahlkampf ein unverzichtbarer Mitarbeiter. Er ist als ehemaliger Lokalchef des Donaukurier gut vernetzt in der Ingolstädter Szene. Die interne Kommunikation und politische Abstimmung mit 11 Parteien im Stadtrat ist bei ihm in guten Händen und er wird darüber hinaus weitere Aufgaben übernehmen.
Andreas Utz, bislang Architekt bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft ist ein Multitalent. Er kennt sich nicht nur im Stadtplanungs- und Baubereich gut aus, sondern er ist als langjähriger Vorsitzender des Stadtjugendrings sowie in der Kulturszene auch auf diesen Gebieten zu Hause.
Florian Genser ist ein junges Talent und kommt beruflich aus dem sozialen Bereich. Er hat ein ausgeprägtes politisches Gespür und stammt ursprünglich aus einem ursozialdemokratischen Elternhaus. Nach eigenen Angaben hat er bereits mit 14 Jahren ein SPD-Parteibuch von seinen Eltern bekommen, das er später allerdings gegen ein grünes eingetauscht hat. Er hat bereits für den Nürnberger OB Uli Maly Wahlkampf gemacht und stand dort 2014 für die SPD auch auf der Stadtratsliste.
Parteibücher haben bei meiner Entscheidung keine zentrale Rolle gespielt. Entscheidend ist die Qualifikation, dass wir politisch ähnlich ticken und dass menschlich die „Chemie“ stimmt. Bei meinem neuen Team passt dies alles zusammen.
Haben Sie schon eine vorläufige “Ressort-Verteilung” zwischen den einzelnen Mitarbeitern Ihres Büros vorgenommen?
Nein. Natürlich habe ich mir hierüber bereits Gedanken gemacht, aber die genaue Aufgabenaufteilung wird in der kommenden Zeit erst noch festgelegt. Nächste Woche wird erstmalig ein Treffen des gesamten neuen Teams stattfinden, wo wir uns auch über die Aufgabenaufteilung unterhalten werden.
Haben die berufsmäßigen Stadträte einen direkten Zugang zum Oberbürgermeister oder wird hier der Informationsfluss durch Ihr Büro gefiltert? Gibt es künftig regelmäßige Referenten-Besprechungen mit Ihnen direkt oder mit Ihrem Büro?
Selbstverständlich haben die berufsmäßigen Stadträte direkten Zugang zum Oberbürgermeister. Bei meinen Jour-Fixe mit den Referenten wird der jeweilig zuständige Mitarbeiter aus dem OB-Büro aber freilich mit dabei sein, damit der Informationsfluss zur OB-Stabsstelle gewährleistet ist. Meine persönlichen Mitarbeiter sind lediglich mein „verlängerter Arm“ und transportieren meine Wünsche, Instruktionen und Entscheidungen in die Verwaltung und nehmen umgekehrt auch die Informationen und Vorhaben aus den Referaten auf und transportieren sie zu mir. Die Referenten kommunizieren sowohl mit mir direkt, als auch mit meinen Mitarbeitern, weil ich terminlich sicher nicht selber alle Kommunikationsstränge bedienen kann.