Gerolfing: Puff neben der Kirche?

Das Anwesen eines betuchten Gerolfingers wurde am Donnerstag von der Polizei durchsucht. Der Verdacht: Prostitution und Menschenhandel.

Gerolfing gilt gemeinhin nicht als Hotspot der internationalen Bandenkriminalität. Hier wohnen unter anderem Bundesinnenminister Horst Seehofer, der frühere Vorstandsvorsitzende der Audi AG Josef Paefgen und auch mehrere Chefärzte des Klinikums. Die genannten Personen (die Auswahl erfolgte willkürlich) sind wirtschaftlich solide und allesamt zugezogen. Es gibt aber durchaus den einen oder anderen Gerolfinger, der wirtschaftlich nicht schlechter, sondern vielleicht sogar besser dasteht. Schließlich reichen die Äcker der Gerolfinger Bauern bis ans Klinikum. Und die Stadt braucht Bauland.  Einer dieser Gerolfinger Landbesitzer, der vor einigen Jahren in der Nähe des Klinikums eine große Fläche an die Stadt veräußerte (über eine Institution, die daran beteiligt war und an Alfred Lehmann eine stattliche Summe zahlte) ist Eigentümer mehrerer Hausgrundstücke in Gerolfing. Eines dieser bebauten Grundstücke, es befindet sich in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Kindergartens, erregte in letzter Zeit den Argwohn benachbarter Bürger. Kraftfahrzeuge mit osteuropäischen Kennzeichen fielen auf der Straße auf. Und im Hause des besagten Grundstückseigentümers wohnten höchst attraktive Damen osteuropäischer Herkunft. Die hatten wohl viel Besuch. „Gibt es bei uns ein Puff gleich neben der Kirche und dem Kindergarten?“, argwöhnten die Bewohner in der unmittelbaren und mittelbaren Umgebung. Gerolfinger sollen sich sogar schon an maßgebliche Politiker und die Polizei gewandt haben. Doch offensichtlich warteten die Strafverfolger noch eine Weile ab, wohl um sich noch einen besseren Überblick über das dörflich-erotische Geschehen und dessen internationale Bezüge zu Menschenhändlern zu verschaffen. Am Donnerstag aber schlugen sie zu. Gleich sechs Polizeifahrzeuge waren auf der Straße neben der Kirche und vor dem entsprechenden Anwesen zu sehen. Es fand eine klassische Hausdurchsuchung statt. Der erotische Geschäftsbetrieb, so es ihn tatsächlich gegeben haben sollte, wurde ausgehoben.

Verhaftet wurde ein 62-jähriger Mann mit rumänischer Staatsbürgerschaft. In Gerolfing gehen gewöhnlich gut unterrichtete Kreise davon aus, dass es sich dabei um den betuchten Grundstückseigentümer handelt. Dieser war – so die dörfliche Gerüchtebörse – bereits einmal mit einer Rumänin verheiratet und soll auch jetzt höchstpersönliche Beziehungen mit einer Frau aus diesem Land unterhalten. Er habe, so wird vermutet, deshalb auch die rumänische Staatsbürgerschaft angenommen. Dieser Freund schneller und teurer Autos hält sich allerdings zumeist nicht in Gerolfing aus, so dass die Vermutung von den Ortsansässigen noch nicht überprüft werden konnte. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln jedenfalls wegen Menschenhandels. Gerolfing hat seine dörfliche Unschuld verloren.
(Bericht: Erich Morgenstern; Foto: Pixabay)