Giesinger Erhellung

Kulinarisch: Mit Giesinger gegen Corona

Die Lokale beklagen zum Teil drastische Umsatzrückgänge. Trinkt der Ingolstädter jetzt mehr zu Hause? Und womit hebt er seine Laune angesichts der Corona-Depression?

Bevor am Ende auch in Bayern noch alle Geschäfte schließen, schnell die notwendigsten Dinge besorgt: Wein und Bier. Im Hörl-Getränkemarkt fragen wir den Betreiber nach den Auswirkungen der Corona-Krise. In Italien, so ist zu lesen, steigt die Nachfrage nach Schokolade, Alkohol und “erotischem Spielzeug”. Doch hierzulande scheint sich nicht viel zu tun, obgleich bereits am Freitagvormittag ein rechter Andrang im Getränkemarkt herrscht. “Eine messbare Zunahme des Umsatzes bei alkoholischen Getränken, insbesondere Bier, kann ich nicht feststellen,” erläutert der Inhaber des Marktes. “Allenfalls die Nachfrage nach Wasser ist gestiegen. Das verstehe ich gar nicht. Wenn, dann hilft ja wohl Alkohol,” schmunzelt er.

Ein Telefonat mit Walter Hörl, dem Inhaber der gleichnamigen Getränkemarkt-Kette bestätigt diesen Eindruck: “Eine nennenswerte Zunahme der Verkäufe ist nicht zu registrieren. Ende Februar gab es einmal einen Anstieg um 10 bis 15 Prozent. Das konnte aber auf das Ende der Faschingsferien zurückzuführen sein. Auffällig ist, dass es von Montag bis Mittwoch relativ ruhig ist, aber dann von Donnerstag bis Samstag ein größerer Andrang herrscht.” Walter Hörl sieht nach wie vor das helle Bier im Aufwind. Davon profitiere das Tegernseer aber auch das Helle von Herrnbräu. Die Giesinger Brauerei sei bisher kaum außerhalb Münchens bekannt gewesen, erreiche jetzt aber das Umland.

Untergiesinger Erhellung nah
Untergiesinger Erhellung  – naturtrübes Kellerbier aus München

Zurück zum Getränkemarkt. Ein Kunde meint: “Es gibt ein neues Kultbier aus München:  Untergiesinger Erhellung“. Das scheint zumindest vorübergehend dem Augustiner etwas Konkurrenz zu machen. Und was ist mit den Craft Bieren? “Die werden schon getrunken. Aber das ist Geschmackssache. Manche sind so stark, dass man sie nicht so einfach zum Essen oder gegen den Durst trinken kann. Ich vergleiche sie mit einem Espresso. Den trinkt man auch anders als einen Kaffee oder Cappuccino.”

Das Bier aus Giesing (spielen sich damit die 60er-Fans ihren Frust hinunter?) jedenfalls probieren wir aus. Das Flaggschiff der Brauerei ist ein naturtrübes Kellerbier mit dem Namen Untergiesinger Erhellung. In einschlägigen Foren wird es als nicht allzu herb, aber ordentlich würzig, durchaus vollmundig und süffig ohne Ende beschrieben.

Bierbasis.de 
Bier-index.de 

So sehen sich die Giesinger selbst:

Die Giesinger Biermanufaktur und Spezialitäten Braugesellschaft mbH ist eine 2006
gegründete junge Brauerei im Herzen von München, geführt und unterstützt von
Liebhabern bayerischer Braukultur. Ziel ist es, typische Münchner Biersorten und andere
Bierspezialitäten mittels traditioneller Brauverfahren herzustellen und so die große
Tradition des Münchner Bieres fortzuführen und die Biervielfalt in München zu bereichern.
Alle Biere der Giesinger Biermanufaktur werden deshalb aus lokalen hochwertigen
Rohstoffen hergestellt und sind frisch, unfiltriert und thermisch unbehandelt.

Inzwischen vergrößert ich die Brauerei und baut außerhalb von Giesing eine neue Braustätte. Bleibt zu hoffen, dass damit das Lokalkolorit nicht verloren geht.

Der Geschichte der Brauerei hat auch die Zeitung Die Welt einen Artikel gewidmet:
https://www.welt.de/regionales/bayern/article171844368/Craft-Beer-aus-Muenchen-Brauerei-Giesinger-Braeu.html

Die zur Brauerei gehörige Bräu Schenke, einem Treffpunkt der 60er-Fans beschreibt die Süddeutsche:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-bar-giesinger-braeu-schaenke-1.4507183