Wissen: Architekten und andere – Kein heiteres Beruferaten

Bei den Debatten um die Kammerspiele wäre es hilfreich gewesen, wenn dem Stadtrat Architekten angehört hätten. Daher ein Blick in die Zukunft, also in die Kandidatenlisten und ein Schreiben an die Parteien. Doch das ging gründlich schief.

Welches Unheil mit einem einfachen Schreiben angerichtet werden kann, das mussten wir jetzt erfahren. Ausgangspunkt: Es gab in der Vergangenheit zahllose Debatten im Stadtrat und seinen Ausschüssen, in denen es um Baufragen ging. Man denke nur an die Kammerspiele oder den Umbau der Gießereihalle für das MKKD (Museum für Konkrete Kunst und Design). Leider gehörte – im Gegensatz zu früheren Jahren, als ein Helmut Stich Glanzpunkte setzte – dem Stadtrat kein Architekt an. So warfen wir einen hoffnungsvollen Blick in die Listen der Parteien und entdeckten Architekten, die möglicherweise gewählt werden könnten. Um nur ja keinen auf irgendeiner Liste zu übersehen, entschlossen wir uns, ein Schreiben an die Parteien (adressiert an die OB-Kandidaten, die über den besten Apparat für rasche Beantwortung verfügen) zu richten und um Mitteilung zu bitten, ob sich denn auf ihrer Liste ein Architekt befinde. Im Rahmen der redaktionsinternen Besprechung wurden dann Nachfragen nach anderen Berufsgruppen laut, deren Vertreter im Stadtrat zum Teil auch Mangelware waren, die man aber doch gern im “Stadtparlament” hätte. Vertreter von Berufen, die durchaus gut repräsentiert sind, vor allem die Lehrer, fragten wir bewusst nicht ab. Nur die Schulleiter, wegen deren Sonderstellung, fanden Erwähnung. So entstand die nachfolgend dargestellte Auflistung, die erheblichen Ärger verursachte.

… können Sie uns bitte mitteilen, welche Ihrer Kandidaten auf der Stadtratsliste zu folgenden Berufsgruppen gehören:

Architekten
Volljuristen
Ärzte
Pflegepersonal
Erzieher
Schulleiter
Musiker
Sportvereinsvorsitzende
Landwirte
Handwerk
Arbeiter

Es wäre sehr schön, wenn sie bis Freitag antworten könnten. Sollten Sie der Auffassung sein, dass eine relevante Berufsgruppe fehlt, bitten wir Sie, diese hinzuzufügen.

Die Antworten waren –  von wenigen Ausnahmen, die unser Ansinnen begriffen hatten (z. B. die CSU), abgesehen – überaus kritisch bis verärgert. Eine willkürliche und nicht wertschätzende Auswahl wurde uns unterstellt.  Auch der letzte Satz rettete uns nicht vor ärgerlichen Reaktionen der angeschriebenen Parteien. Stellvertretend für die Kritik an unserer Liste sei die Stellungnahme von Steffi Kürten (Grüne) erwähnt:

Wir finden die Auswahl an Sparten, die hier scheinbar als wichtig für die Stadt empfunden werden,
sehr unglücklich. Diese Auswahl kommt uns willkürlich vor und nach unserer Meinung auch nicht
aussagekräftig. Es kommt immer auf den einzelnen Menschen an, auf Herz und Verstand – die
Berufsbezeichnung ist Nebensache! So wie es im Ingolstädter Stadtrat zugegangen ist, braucht man
beispielsweise ganz sicher auch Kommunikationsexpert*innen. Mehr praktizierende Christ*innen
wären auch nicht verkehrt, also Menschen, die christlichen WERTE auch tatsächlich leben! Und was
ist mit Unternehmer*innen, Hausfrauen, Rentner*innen oder jungen Menschen wie
Student*innen? Was ist mit Menschen, die sich mit Bildung beschäftigen oder in der Verwaltung
arbeiten? Die sehr eindimensionale Einteilung in „brauchbar“ und „unbrauchbar“ für Stadtpolitik
ist bedenklich und streng genommen diskriminierend, weil nicht wertschätzend.

Mit dieser Kritik hätten wir ja noch leben können. Aber dann wurden die Fragen teilweise auch nicht so beantwortet, dass wir die Antworten hätten gebrauchen können. Wir erwarteten: “Ja wir haben zwei Architekten auf der Liste und das sind X und Y. Als Juristen stehen…”. Leider bekamen wir zum Teil ganz andere Aufstellungen…

Langer Rede kurzer Sinn: Wir bedanken uns ganz herzlich für all die Mühe, die sich die Vertreter der Parteien gemacht haben. Wir akzeptieren die Kritik, bekennen reuig, dass unser Anschreiben missverständlich war. Und wir lassen es mit der Veröffentlichung bleiben und empfehlen einen Blick in den Musterstimmzettel der Stadt, auf dem alle Kandidaten aller Parteien samt Berufsbezeichnung aufgeführt sind.  Hier klicken.

Die Architekten, Juristen etc. müssen Sie jetzt aber selbst suchen. Und das wollten wir vermeiden.

Ganz lassen können wir es doch nicht. Wenigstens die Architekten, mit denen alles anfing, haben wir zusammengesucht. Ohne Gewähr!

Architekten:

Andreas Utz (SPD) Platz 11

Ulrich Krumwiede (Grüne) Platz 34

Ludwig Windpassinger  (FDP) Platz 23

Peter Bachschuster (UDI) Platz 6