Aufgewachsen in einem kleinen Ort im Odenwald war es ganz und gar nicht klar, dass die kleine Simone einmal eine Museumslaufbahn einschlagen würde. Und erst recht nicht, dass ihr Beruf sie einmal nach Ingolstadt verschlagen sollte.
Acht Jahre lang war Dr. Simone Schimpf am Kunstmuseum Stuttgart (zuletzt als stellvertretende Direktorin). Seit Frühjar 2013 ist die promovierte Kunsthistorikerin Direktorin des Museums für Konkrete Kunst in Ingolstadt und Vorsitzende der Stiftung für Konkrete Kunst und Design.
In der Reihe „Bekenntnisse“ bekennt sie sich zu „motorisierten Männern“ und ihren merkwürdigen Studienwunsch:
Erinnerung an ein Ereignis in der frühen Kindheit
Da ist die schöne Erinnerung an eine sehr behütete Kindheit in einem Dorf im Odenwald. Meine Mutter hat ganz klassisch damals nicht gearbeitet, meine Oma wohnte auch bei uns und beide hatten sehr viel Zeit und Zuwendung für mich. Auf den Straßen waren meist nur wir Kinder mit Rollschuhen und Fahrrädern unterwegs. Es gab viel Freiraum und auch viel Langweile. Letztere wurde jedoch erst ab 16 Jahren ein wirkliches Problem (siehe erster Schwarm).
Schulische Leistungen
Ich musste mir jüngst eingestehen, dass meine Leistungen ziemlich mittelmäßig waren. Erst in der Oberstufe wurde es besser. Dahinter kam ich, als ich meine Zeugnisse rausholte, um vor meiner Tochter zu prahlen. Tatsache ist, dass sie besser ist als ich damals. Mein hessisches Abitur (mit Bestnote im Prüfungsfach Chemie – unvorstellbar!) in Darmstadt bekam ich zu deutlich einfacheren Konditionen als heutzutage hier in Bayern. Dafür war ich immer eine sehr entspannte Schülerin und kannte keinen Druck und Lernstress.
Erster Schwarm/Jugendliebe
Zentrale Bedingung war, dass die Jungs einen Führerschein und am besten ein eigenes Auto hatten, damit wir am Wochenende ausgehen und in den Ferien verreisen konnten. Ich habe mich also immer in ältere Jungs verliebt und war einige Jahre (bis ich selbst angefangen habe zu studieren) mit einem Elektrotechnik-Studenten zusammen. Ich erinnere mich gerne an unsere Campingurlaube, bei denen wir ausgiebig Kunst anschauten (da fing alles an, siehe nächste Frage).
Gründe für die Berufswahl
Meine Eltern haben auf Reisen immer darauf Wert gelegt, dass wir uns Kunst, Kirchen und Museen anschauen. Ansonsten spielte das keine große Rolle bei uns. Doch mein älterer Bruder studierte als erster in unserer Familie und begann, mich in Ausstellungen nach Frankfurt mitzunehmen. Dann fing ich selbst das Reisen mit meiner Jugendliebe an und hatte immer die dicken Kirchenführer dabei. Irgendwann hatte ich den klaren Wunsch, Kunstgeschichte zu studieren, was alle merkwürdig fanden, aber trotzdem unterstützten. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar! Sie sagten immer, wenn man wirklich etwas will, dann ist man darin auch gut und findet einen Job. Es gab bei mir keine Berufswahl, sondern allein eine Interessenswahl.
Worauf ich in meinem Leben stolz bin
Auf meine beiden Töchter.
Was ich heute anders machen, gern vergessen würde
Vieles – dem ersten Anschein nach. Rückblickend bleibt doch immer das Gefühl, Erlebnisse verpasst, zu wenig Chancen ergriffen und zu wenig Dinge ausprobiert zu haben. Und dann ist es auch wieder wenig, was ich bedauere, denn man kann ja auch noch einiges ändern, korrigieren und nachholen (siehe unten).
Ein Denkmal würde ich setzen
Denkmäler sind eine Sache des 19. Jahrhunderts. Ich tue mir damit etwas schwer. Aber ich bewundere alle Alltagshelden, die sich für die Demokratie einsetzen und sich in der Politik mit Idealen und Zielen engagieren. Da braucht es gute Nerven, Durchhaltevermögen, Verständnis und Kompromissbereitschaft – eine Tugend, die leider zunehmend verloren geht, aber die Grundlage für Demokratie darstellt.
Ich wäre beleidigt, wenn ich verglichen würde mit
Fällt mir niemand ein…
Berühmt/berüchtigt bin ich wegen…
meines lauten und schrägen Lachens. Ich lache sehr gerne und viel!
Was ich im Leben noch vor habe
Das Tolle ist, dass ich den spannendsten und abwechslungsreichsten Beruf überhaupt habe. Ich treffe so viele unterschiedliche und interessante Menschen, die mir immer wieder viele Anregungen geben, die Welt anders zu betrachten, Neues auszuprobieren. Von daher möchte ich noch viel Kunst sehen, gute Musik hören, starke Bücher lesen.