Lebensbeichte: Tierpflegerin oder erste Bundeskanzlerin

Die Fraktionsvorsitzende der UDI, Dorothea Soffner, hat sich offensichtlich schon sehr früh für Politik interessiert. Kanzlerin zu werden – ein Kindheitstraum.

Im nächsten Ingolstädter Stadtrat wird sie nicht zu finden sein. Dorothea Soffner tritt nicht mehr an. Damit fehlt ein prominenter Name, der zunächst über viele Jahre mit der CSU verbunden war (u.a. war sie Stimmkreisreferentin von Christine Haderthauer), bis die Stadträtin im Mai 2017 aus Partei und Fraktion austrat. Zusammen mit den Ex-FWlern Sepp Mißlbeck und Gerd Werding rief die Diplom-Kauffrau die Unabhängigen Demokraten Ingolstadts (UDI) ins Leben.

Warum Peter Schnell für sie eines Denkmals würdig ist und warum sie als engagierte Tierschützerin gerne ein Tierhospiz eröffnen würde, verrät sie in der Lebensbeichte:

Erinnerung an ein Ereignis in der frühen Kindheit

Meine Kindheit hat hier in Ingolstadt in einer Großfamilie stattgefunden, mit mehreren Großtanten, einem Großonkel, meiner heißgeliebten Omi, meiner Patentante und natürlich meiner Kernfamilie. Meine Schwester und ich waren die einzigen Kinder und bei allem und jedem dabei, waren mit Liebe und Geschichten und Anekdoten verwöhnt, so dass es nicht weiter tragisch war, dass meine Mama immer unglaublich fleißig gearbeitet hat. Besonders wertvoll sind für mich die Stunden geblieben, mit meiner Oma Apfelstrudel zu backen oder Plätzchen oder meinem Großonkel zuzuhören, wenn er über die Zeit mit Rommel in Afrika erzählt hat oder die Kriegsgefangenschaft. Am allerschönsten war es aber, wenn Sonntagnachmittag die Spielkarten bei den Erwachsenen zum Mariàs (tschechisch) auf den Tisch kamen: Dann wurde es richtig laut im Esszimmer und ich durfte im kleinen Blumenuntersetzer die gewonnenen Pfennigstücke meiner Oma bewachen und ausgeben, wenn sie verloren hatte.

Schulische Leistungen

Die waren meistens ganz gut. Mit Mathematik konnte ich mich erst später im Studium richtig anfreunden, in der Schule hatte ich vor allem Spaß an Sprachen und Naturwissenschaften. Da ich immer genau wissen will, wie Sachen funktionieren und warum sie so sind, bin ich recht gerne in die Schule gegangen. Heute ist es oft so mühsam sich Wissen anzueignen, deshalb ich genieße es immer noch sehr auf eine Fortbildung oder ein Seminar zu gehen oder einen tollen Vortrag zu hören. Man nimmt immer etwas mit, so wie auch aus jedem Gespräch.

Dorothea Soffner war als Jugendliche gern mit dem Motorrad unterwegs (Foto: privat)

 

 

Erster Schwarm/Jugendliebe

Mit meiner Jugendliebe war ich sieben Jahre ein Paar, von der Tanzstunde, über die gleichen Motorräder mit schönen Touren bis zum Rucksackabenteuer quer durch Australien nach dem Abitur. Wir haben in einer festen Clique wunderbare unbeschwerte Jahre verbracht, die Tanzschule Fischer, das Cafe Teatime, die Pizzeria Roma und Zelten am Weicheringer Weiher waren angesagt – aber erst wenn genug gelernt war, wir waren alle ziemlich strebsam glaub ich.

Gründe für die Berufswahl

Ich liebe Tiere und deshalb wollte ich immer Tierpflegerin oder Tierarzt werden oder die erste Bundeskanzlerin. Der Medizinertest hat für Tierarzt bei weitem nicht gereicht und von Tierpflegerin haben mich die mageren Verdienstmöglichkeiten abgehalten. Als Steuerfachgehilfin und später Diplom-Kauffrau standen mir dann sehr viele Wege offen. Meine Biographie ist breit aufgestellt. Heute arbeite ich also für und mit Kindern und hege und pflege Tiere eben privat – auch eine Lösung. Wenn ich meinen Lebensgefährten nicht kennengelernt hätte – Danke lieber Gott – würde ich vielleicht irgendwann in der Pampa ein Tierhospiz eröffnet haben.

Tierfreundin Dorothea Soffner mit Nymphensittich (Foto: privat)

Worauf ich in meinem Leben stolz bin…

Meine Söhne. Ich glaube es gibt nichts Großartigeres als Kinder zu bekommen, sie zu erziehen, zu prägen, zu begleiten in allen kleinen und großen Sorgen, den Glauben, alle Werte, Zeit und Liebe zu investieren, denn es kommt hundertfach zurück und wenn ich sie heute so ansehe – und dazu muss ich den Kopf fast in den Nacken legen – dann könnte ich manchmal schon feuchte Augen bekommen. Ansonsten bin ich stolz drauf, dass es mir nach jedem Tief und jeder Krise in meinem Leben gelungen ist aufzustehen, das Krönchen gerade zu rücken und mit geradem Rücken weiterzugehen. Dafür habe ich immer wunderbare Wegbegleiter um mich (gehabt) und mein Glas im Leben ist immer halbvoll.

Was ich heute anders machen, gern vergessen würde…

Ich würde heute nie mehr so viel Zeit und Kraft in eine Partei investieren und auch genauer hinsehen, wer und was es wert ist. Aber ich bin schnell zu begeistern und dann mit vollem Herzblut dabei, da kann ich nicht aus meiner Haut. Vergessen würde ich sehr gerne die ganze Modellbau-Tirade vor fünf Jahren, die hat meine Familie und mich unheimlich viel Kraft, Geld und Substanz gekostet. Zwei Hausdurchsuchungen hinterlassen sehr lange das gleiche fiese Gefühl, wie zwei Einbrüche und ich habe sehr viel von meinem Glauben in den Rechtsstaat dabei verloren.

Ein Denkmal würde ich setzen…

Peter Schnell. Mein Vater hat als Gründungskreisvorsitzender des Arbeitskreis Polizei der CSU damals an seiner Seite gekämpft und ihn mit in den Sattel gehoben. Peter war ein OberBÜRGERmeister, kein Konzernlenker, kein Manager, keiner der sich in Konzepten oder Technologien versenkt hat, sondern in die Gefühlslage und Anliegen der Bürger. Er hat mit seiner Freundlichkeit und Menschlichkeit die Gabe gehabt, die Menschen dazu zu bringen ihm zu vertrauen und er hat sie darin auch nie enttäuscht. Von dem, was er an Vertrauensbasis geschaffen hat, lebt die Partei noch heute.

Ich wäre beleidigt, wenn ich verglichen würde mit…

Mit jedem, der nicht achtsam und wertschätzend und freundlich mit Menschen und Tieren, insbesondere die von ihm abhängig sind, umgeht. Denn das ist mir sehr sehr wichtig, egal ob ich mit einem Mitarbeiter, einem Schüler, Stadtratskollegen oder meiner alten Hundedame spreche – auch wenn man mal anderer Meinung ist, auch wenn man in der Sache konsequent ist.

Berühmt/berüchtigt bin ich wegen…

…meiner klaren Worte, manchmal vielleicht zu direkt, zu offen. Ich bringe die Dinge gerne auf den Punkt, verbräme nicht, schleime nicht, Theater spielen kann ich nicht und bin meistens ziemlich sortiert. Dabei übersehe ich manchmal, dass damit nicht jeder gut umgehen kann. Diplomatie und Taktieren sind nicht meine Stärke. Ein Freund von mir sagt immer „Die Wahrheit und wenn`s das Leben kostet!“. Damit lebt es sich gut, aber nicht bequem.

Was ich noch vom Leben erwarte

Erwarten kann man glaube ich nichts, nur erhoffen oder erbitten. Mit meinem Partner die zweite, sehr erfüllte Lebenshälfte genießen, Sport machen können, Reisen, Abenteuer erleben und einfach weiter so glücklich sein dürfen, wie ich es gerade bin. Es wäre toll, wenn zwischen der Kinderphase, der Phase ,wo man für die Eltern da ist und der eigenen Gebrechlichkeit jeweils viel Zeit bleibt und das allerhöchste wäre es für mich später mal Oma sein zu dürfen. Aber das alles liegt nicht in unserer Hand und deshalb genieße ich jeden einzelnen Tag ganz bewusst und bin froh und dankbar und meistens fröhlich.