Diesmal berichtet Petra Regensburger über die Schauspielerin Jutta Schmuttermaier, in der deutschen Medienszene auch als Stimmcoach bekannt.
Heimat prägt Menschen, heißt es. Doch jeder Einzelne erzählt etwas Anderes über seine Heimatstadt und das erzählt auch viel über ihn selbst. Die ersten Schritte. Der erste Schultag. Die erste Liebe. Der Geschmack einer Butterbreze. Erinnerungen, die bleiben, auch wenn man schon lange von daheim fort ist.
Rund um den Globus tummeln sich Ingolstädter, die je nach Entfernung und Abwesenheitsdauer, mehr oder weniger leicht als solche zu identifizieren und aufzuspüren sind. Manche von ihnen begegnen uns direkt als Gesicht oder Stimme in Film, Funk und Fernsehen, andere indirekt als Komponist eines Werbejingles oder als Designer eines Kleides. Vielleicht haben Ex-Ingolstädter ihre Finger bei einer neuen Parfümkreation aus Paris oder bei der Erforschung eines Riffs in Australien im Spiel? Nichts ist unmöglich und es wäre doch schade, nicht zu wissen, was Ingolstadt an Exportschlagern bereithält!
Wir folgen den Lebenslinien abtrünniger Schanzer und bitten sie zum Gespräch. Diesmal im Interview:
Jutta Schmuttermaier – Schauspielerin und Stimmcoach – München und die deutsche Fernsehlandschaft
„Irgendwie ist das Leben zu kurz für nur einen Beruf“, meint Jutta Schmuttermaier gut gelaunt während unseres Telefonates. Ihre melodische, klare Stimme fesselt mich sofort. Somit sind wir gleich bei ihrem Lebensthema, das sich in ihren verschiedenen Berufen spiegelt – Stimme und Sprache. Schon während der Schulzeit am Christoph-Scheiner-Gymnasium war sie in der freien Ingolstädter Theaterszene aktiv. Dann legte sie erst einmal eine Runde Germanistik, Pädagogik und Theaterwissenschaften an der Universität Erlangen ein, um gegen Ende des Studiums kurzerhand umzudisponieren und mit Bravour eine Schauspielausbildung am Hamburger Studio Freese zu absolvieren.
Während ihrer ersten Theater-Engagements in Coburg und Erlangen bewerkstelligte sie parallel den Magister-Abschluss ihres abgebrochenen Studiums. Anfang der 90er Jahre machte sich Jutta Schmuttermaier dann nach München auf und wurde schnell zu einer bis heute vielbeschäftigten Stimme in Hörspielen, Features und Magazin-Sendungen des Bayerischen Rundfunks. Bald darauf übernahm sie immer mehr Rollen im deutschen Fernsehen. Ob SOKO 5113, Der Alte, Die Rosenheim-Cops oder München 7 – die Ingolstädterin begegnet uns seither mit schöner Regelmäßigkeit im TV. Trotzdem fügte sie ihrem Lebenslauf noch eine Ausbildung in systemischer Therapie hinzu und arbeitet nun zugleich als Stimmcoach mit eigenem Studio und als Dozentin an der Münchener Schauspielschule Zerboni. Muse findet Jutta Schmuttermaier beim Yoga und bei Kurztrips in die Südtiroler Berge oder, bevorzugt im Winter, an ihren Sehnsuchtsort Venedig. Dort genießt sie gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Duda das überbordende Kulturangebot der Lagunenstadt und die kleinen Pausen in den Bàcari, den traditionellen Weinschänken abseits der Touristenpfade. Seit Tochter und Sohn erwachsen sind, hat das Schauspielerpaar, das früher kaum weit gereist ist, begonnen, neue Kontinente für sich zu entdecken. Zuletzt haben die beiden Kuba und Mexiko auf eigene Faust erkundet. Jetzt hoffen sie, dass sie bald wieder in die Ferne schweifen können.
Was wollten Sie als Kind werden und welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt?
Wie viele Kinder wollte ich eine Zeit lang Tierärztin werden – mein Vater hätte gerne eine Bauingenieurin gehabt, so wie er einer war
Was hat Sie dazu bewogen, aus Ingolstadt wegzugehen?
Erst Uni, dann Schauspielschule – das gab es damals beides nicht in Ingolstadt
Kommen Sie noch ab und zu in Ihre Heimatstadt?
Ja, meine Mutter lebt noch hier und einige Verwandte
Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ingolstadt? … an was erinnern Sie sich weniger gern?
Ich war immer sehr gerne im Theater, im Cafe Wiedamann und im Mo … weniger gerne in der Schule!
Falls Sie Gäste in Ingolstadt herumführen würden…Was würden Sie ihnen auf jeden Fall zeigen?
Die Donau und das Medizinhistorische Museum mit seinem wunderbaren Garten
Was lassen Sie sich mitbringen, wenn Sie Besuch von Daheim bekommen?
Den Apfelstrudel von der Mama
Ist Heimat für Sie ein Ort oder ein Gefühl?
Eher ein Begriff, der in letzter Zeit sehr überstrapaziert wird
Gehen Sie zu Klassentreffen?
Ja. Ich hätte jetzt bald eines – mal schauen, ob es Corona zulässt
Wenn Sie eine Sache in Ingolstadt verändern dürften: Was wäre das?
Um das zu beantworten, bin ich einfach zu wenig in Ingolstadt unterwegs
Was war, in beruflicher Hinsicht, das Aufregendste, was Ihnen im letzten Jahr passiert ist?
Das Aufregende an meinen Berufen ist, dass sie mich immer wieder neu herausfordern – aktuell am aufregendsten war mein erster Online-Unterricht
Wann vergessen Sie die Zeit?
Immer wenn es schön ist
Wofür würden Sie mitten in der Nacht aufstehen?
Um rechtzeitig in den Urlaub zu fahren
Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann einmal wieder in Ingolstadt zu leben?
Wer weiß…?!
Demnächst im TV:
Jutta Schmuttermaier in Rosenheim-Cops (Gefährliche
Nachbarn), ZDF, 5.6.2020, 16:10
Porträtfotos: Christian Hartmann