Buchtipps: Wilde Frauen, Fernweh und Frankensteins Mutter

Drei literarische Ausflüge in die Vergangenheit, die Nähe und die Ferne für Daheimgebliebene

Videostreaming? Frisst viel Energie. Sport an der frischen Luft? Nur bei Sonnenschein. Steuererklärung machen? Äh – nein. Diese Zeiten mit beschränktem Ausgang können – nachhaltig und energiesparend – mit dem Lesen von Büchern verbracht werden. Hier drei Tipps:

Tipp 1: Frankensteins „Mutter“

Wer war eigentlich diese Mary Shelley, die mit ihrem Frankenstein Roman literarische Geschichte geschrieben hat? Sicher ist: In Ingolstadt war sie nie, obwohl sie die Erschaffung der Kreatur durch den Medizinstudenten Viktor Frankenstein in Ingolstadt spielen ließ. Ihr Leben selbst ist dabei absolut filmreif: als 16-jährige verliebt sich sich in den verheirateten Dichter Percy Shelley und brennt mit ihm durch. Sie führt ein unstetes Leben, das von Skandalen und Tragödien geprägt ist. Die Journalistin und Autorin Barbara Sichtermann erzählt in ihrer Romanbiografie „Mary Shelley“ die spannende Geschichte einer inspirierenden, emanzipierten und starken Frau, die für die Liebe große Risiken eingeht und selbstbewusst ihren Traum vom Schreiben verfolgt.

Barbara Sichtermann
Mary Shelley
Leben und Leidenschaften der Schöpferin des „Frankenstein“
Herder Verlag
ISBN 978-3-451-06894-2

 


Tipp 2: Sagenhaftes aus unseren Wäldern

Sie sind eigentlich überall, aber heute werden sie kaum noch wahrgenommen. Oder waren sie schon immer Hirngespinste? Nixen, Wichtel, Wilde Frauen, Bergmännlein, Hausgeister – sie alle haben Bayern bevölkert. Heute sind sie kaum mehr spürbar, aber sie haben doch ihre Spuren hinterlassen. Gertrud Scherf hat sich dieser sagenhaften Wesen angenommen. Die Autorin (promovierte in der Didaktik der Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München) erläutert die Vielfalt der wundersame Gestalten in ihren bayerischen Lebensräumen mit Namen, Aussehen, Vorlieben, Aversionen und mancherlei Besonderheiten. Dabei zeigt sich immer wieder die Neigung der wilden Dämonen zu nicht nur geografischen Grenzüberschreitungen. Als Grundlage für ihre Untersuchungen dienen der Autorin Sprache, Alltagskultur und Brauchtum, Kunstdarstellungen, tradierte Gelehrtenäußerungen, Märchen und vor allem Volksglauben und Volkssagen.

Gertrud Scherf
Nixen – Wichteln – Wilde Frauen
Eine Kulturgeschichte der Naturgeister in Bayern
Allitera Verlag
ISBN 978-3-86906-986-9

 

 


Tipp 3: Mit Poesie um die Welt

Abgesagte Urlaubsreisen, geschlossene Schlösser, nicht mal der Ausflug in die Alpen ist derzeit möglich. Da kann einen schon das Fernweh packen. Lyriker aus Vergangenheit und Gegenwart nehmen den Leser in der Anthologie „Gedichte für Reisende“ mit auf die Reise. Sie erzählen vom Unterwegssein, von Aufbruch und Ankommen, unwiederbringlichen Eindrücken und auch von unliebsamen Überraschungen. Weltenbummler, Fernweh- Leidende, aber auch Reisemuffel finden sich hier wieder.

Natürlich das das berühmte Reisegedicht „Die Ameisen“ von Joachim Ringelnatz nicht fehlen, das ja auch irgendwie in die aktuellen Reise-Verzicht-Zeiten passt:

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.

Anton G. Leitner (Hrsg.), Gabriele Trinckler (Hrsg.)
Gedichte für Reisende
dtv
ISBN 978-3-423-14393-6