Kerstin Schreyer und Annemarie Fuchs beim Frühstücksdialog der Frauen Union.
Gibt es etwas Wichtigeres als die Politik? In diesen Tagen kurz vor der Kommunalwahl ist man versucht zu sagen: Nein (außer dieses Virus vielleicht). Aber ausgerechnet eine Berufspolitikern brachte es beim 12. Frühstücksdialog der Frauen Union anlässlich des Weltfrauentags in Ingolstadt auf den Punkt: „Die Politik besucht mich später im Altenheim nicht, von meiner Tochter will ich es hoffen!“ erklärte Kerstin Schreyer, Bayerns Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr.
Die Politikerin, die vor ihrer zeit als Berufspolitikerin als Diplom-Sozialpädagogin (FH) und systemische Therapeutin gearbeitet hat, war „der eine Teil“ des Frühstücksdialogs, den anderen bestritt Landwirtin Annemarie Fuchs aus Kösching. Beide stellten sich den Fragen von Moderatorin Dorothea Deneke-Stoll und stellten sich und ihren beruflichen Werdegang vor, der bei beiden Frauen nicht so geradlinig verlaufen war, wie gedacht:
Kerstin Schreyer erzählte von ihren ersten „schüchternen“ Versuchen in der Politik („Ich war mir beim Eintritt in die junge Union sicher, nie Berufspolitikern zu werden“) und dem Problem, dass Frauen in der Politik oft nur auf die sozialen Bereiche reduziert werden: „Frauen können in jeden Bereich was und nicht nur im Sozialbereich!“ Sie sprach davon, dass das neue Ressort Wohnen, Bau und Verkehr, das sie gerade erst übernommen hat, für sie sehr viel mit Sozialpolitik, die in ihrem Fall aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds zu ihr passe, zu tun habe. Schließlich solle sich jede Altersgruppe und jede Berufsgruppe etwa das Wohnen an dem Ort, an dem man es möchte, auch leisten können. Bei der Kindererziehung seien Frau und Mann gefragt und in der Politik müssten es Frauen auch mal ertragen, in eine Kampfkandidatur zu gehen: „Ich wollte Ortsvorsitzende werden, es hat nicht gereicht. Dann bin ich Staatsministerin geworden.“
Annemarie Fuchs erzählte von ihrem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement u.a. als Ortsbäuerin. Sie habe festgestellt, dass dieses Engagement auch dem Berufsstand etwas gebracht habe. Sie bescheinigte dem Leben auf dem Land ein größeres Miteinander, kritisierte die Medien für ihre Sensationslust und die heutige Zeit als überaus stressig: „Man redet nicht mehr miteinander, man fordert nur noch und ist nicht mehr dankbar.“ Die Kritik an den Landwirten als Umweltzerstörer wies sie entschieden zurück: „Der Boden ist unser Kapital, die meisten Landwirte gehen schonend mit dem Boden um. Wir wissen von klein auf, dass man den Boden nicht ausbeuten darf.“
Zu Beginn der Veranstaltungen wurde die überwiegend weiblichen Gäste von Tanja Stumpf, der Vorsitzenden der Frauen Union Ingolstadt in den Räumen der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte begrüßt. Sie meinte, es wäre vielleicht im Sinne gendergerechter Sprache, sich nun etwa bei den „Kuchenbackenden“ zu bedanken. Es sei aber fraglich, ob diese Sprache der Gleichberechtigung weiter helfe. Anders eine Frauenquote in der Politik: Frauen wollten eher gefragt werden, ein Amt zu übernehmen. Hier wäre eine Quote die Verpflichtung, auf die Frauen zuzugehen und sie im übertragenen Sinne wach zu küssen, so Stumpf. Dann als „Quotenfrau“ zu gelten, diesen Gedanken sollten Frauen abschütteln. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang die „Uneinigkeit unter uns Frauen“, es brauche mehr Solidarität untereinander, um für die Gleichberechtigung einzutreten. Und – angesichts des Kommunalwahlkampfs – bat sie auch um Solidarität für Oberbürgermeister Christian Lösel.
Der betonte in seinem kurzen Grußwort, dass man in der Ingolstädter CSU weiblicher werden müsse und das etwa auf bestimmten Ebenen des Kreisverbands schon erreicht habe. Die Quote der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte dürfte dabei aber nicht erreicht werden: 66 Prozent der Mitarbeiter des Geldinstituts sind Frauen, so Vorstand Andreas Streb in seinem Grußwort.